Einsatz von Suchhunden (Pettrailer)

Grundsätzlich ist ein Suchhund eine von vielen guten Möglichkeiten, wie man die Such-Aktionen besser auf ein bestimmtes Gebiet eingrenzen kann. ABER... und das ist sehr wichtig, setzt man diese Möglichkeit falsch ein, kann der Schuss gewaltig nach hinten losgehen. Was eigentlich zur Rettung des Tieres gedacht ist, kann, setzt man es unbesonnen ein, genau das Gegenteil bewirken und das Tier erst Recht in Gefahr bringen.

 

Wann also macht ein Pettrailer Sinn, wann eher nicht?

 

 

Ich beschränke mich  hier erst mal auf den Hund, da mir persönlich die Arbeit in diesem Fall am vertrautesten ist. Ist ein Hund mobil, also ist weder verletzt, schwer krank oder durch eine anhängende Leine in Gefahr, irgendwo festzusitzen, dann sollte man zunächst erst mal die Finger davon lassen. Erst recht, wenn es sich dabei auch noch um einen Hund handelt, welcher vom Grund her ängstlich, oder einfach auf Grund einer neuen Situation unsicher ist (frisch aus dem Ausland importiert, Besitzerwechsel, Umzug, entlaufen in fremder Umgebung etc.pp). Hier ist die Gefahr, dass man den Hund aus sicherem Gebiet vertreibt und dadurch in Gefahr bringt, sehr hoch und steht in keinem Verhältnis zum eventuellen Nutzen. Hat man in solch einem Fall, trotz aller anderen möglichen Maßnahmen (Flyer verteilen, Information von Polizei, Tierärzten, Tierheimen, div. Haustierregistern etc.) mehrere Tage lang selbst in belebter Umgebung keinerlei Hinweise auf den Hund, dann muss man es im Einzelfall genau abwägen. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, ein gezieltes Aufscheuchen in Kauf zu nehmen. Ein erfahrener Suchhundeführer wird es am Arbeitsverhalten seines Hundes rechtzeitig sehen, wann er abbrechen muss. Aber auch hier kann man keine Pauschalaussage treffen, wenn, meist eher nein als ja und "ja" nur unter äußerstem Bedacht und mit genauer Aufklärung über das Risiko, was unterschwellig ohnehin bei jedem Eisnatz besteht, in solchen aber natürlich besonders hoch ist. Das wird auch das sein, worüber ein verantwortungsvoller Suchhundeführer als erstes aufklärt bevor er über den möglichen Nutzen spricht. Hier gilt es, genau nachzufragen und sich auch über die Ausbildung des Hundeführers und des Hundes zu erkundigen. Es gehört so viel mehr dazu, als nur einen guten Hund an der Leine zu haben. Das A und O ist vor allem das Wissen um das Opferverhalten, was am anderen Ende der Leine vorhanden sein sollte, ebenso wie eine klare Einschätzung, ob man das  selbst gerade leisten kann oder lieber an einen Mitbewerber verweist. Ein guter Suchhundeführer wird sich immer seiner Verantwortung bewusst sein... zunächst der Verantwortung um das eigene Team, dann gegenüber dem zu suchenden Tier und dessen Menschen und nicht zuletzt auch gegenüber der Umwelt, die u.U. massiv gefährdet werden könnte.

 

Wann nun macht der Einsatz eines guten Suchhunde-Teams wirklich Sinn?

 

Das ist schnell zusammengefasst:

- Der Hund trägt noch eine Leine an Geschirr oder Halsband. Gerade bei Leine am Halsband sollte nicht allzu lange gewartet werden, da die Gefahr der Strangulation besteht.

- Der Hund ist sehr alt, möglicherweise dement oder altersbedingt in seinen Möglichkeiten der Orientierung oder Fortbewegung sehr stark eingeschränkt.

- Welpen, die auch noch nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sind, sich eigenständig zu orientieren (ab ca 6 Monaten ist der Welpe ein Junghund).

- Kranke Hunde, die auf lebenswichtige Medikamente angewiesen sind

- Hunde, die z.B. nach einem Unfall schwer verletzt sind und möglicherweise hilflos irgendwo liegen könnten. Hier kann z.B. der Zustand des Unfallwagens (sichtbare Beschädigungen) oder eventuell vorhandenes Blut auf der Fahrbahn bei der Beurteilung helfen, ob ein Hund wirklich schwer verletzt ist. Bei lediglich leichten Verletzungen sollte man den Hund zunächst auch erst mal als mobil betrachten.

- auch bei Kleinsthunden (bis ca 2 kg) gerade bei sehr kalten Temperaturen sollte man über eine Suche sehr schnell zumindest nachdenken.

 

 

In allen anderen Fällen gilt es erst einmal, Ruhe zu bewahren.
Bezugsperson über einen längeren Zeitraum (wirklich mehrere Stunden) am Entlaufpunkt belassen. Schnellstmögliche Information aller notwendigen Stellen und Ansprechen von Spaziergängern oder anderen Personen, die in der fraglichen Gegend und Zeit unterwegs sind. Ggf. Einrichten von Futterstellen und Kontaktaufnahme zu erfahrenen Personen, die in dieser Situation beratend (oder im günstigsten Fall auch vor Ort) zur Seiten stehen. Gerade im beratenden Bereich gibt es immer mehr sehr kompetente ehrenamtlich arbeitende Teams, die meist lokal vor Ort helfen können.
Parallel zur Hilfe vor Ort sollte man sich möglichst frühzeitig mit einem erfahrenen Pettrailer in Verbindung setzen, ggf. auch mehrere Meinungen einholen. Nur der Suchhundeführer kann letztlich entscheiden, ob ein Einsatz Sinn macht, oder nicht. Nur dieser hat das Wissen und die nötige Erfahrung in Bezug auf Spuralter, Witterungseinflüsse und auch, ob es für den Suchhund zumutbar ist (starke Hitze, extreme Kälte), ohne diesen zu gefährden. Man muss immer auch bedenken, dass, um ein gutes Ergebnis zu bekommen, sei es Direktfund oder Eingrenzung des Suchgebietes, die Spuren ein gewisses Spuralter nicht überschreiten sollten. Bei allem, was über 72 bis 100 Stunden hinausgeht, ist es fraglich, ob noch ein gutes brauchbares Ergebnis zu bekommen ist, obwohl das mit dem entscheidenen Quentchen Glück in einzelnen Fällen auch noch gelingen kann. Aber es ist sicherlich vorzuziehen, sich hier nicht auf das Glück verlassen zu müssen, sondern in einem vernünftigen Rahmen gute Chancen auf ein vernünftiges Ergebnis zu haben.

 

 

 

 

Aktuell verfügen wir über zwei ausgebildete Suchhunde. Golden Retriever Gideon, der aber mit nunmehr 10 Jahren altersbedingt seinen wohlverdienten Ruhestand genießen kann und nur noch im alleräußersten Notfall eingesetzt wird, wenn seine Routine aus ca 100 - 120 Einsätzen in 6 Jahren erforderlich ist.

 

Das stimmt leider nicht mehr, da mein geliebter Gideon uns am 24.01.2019 nach kurzer schwerer Krankheit verlassen musste und nun seine Trails hinter dem Regenbogen läuft.

 

 

 

Engl. Springer Spaniel Faolan ist nach gut 2,5 Jahren Ausbildung auf dieses Ziel hin seit einigen Monaten zunächst punktuell mit dem großen Kumpel im Einsatz gewesen um die nötige Routine zu gewinnen und läuft nun seine Einsätze ohne die Hilfe vom "Großen".

 

Nun ist er der große, der seine Aufgabe mit großem Elan und der Erfahrung aus über 50 Einsätzen in ca 1,5 Jahren, ausführt.